DIE IAFT (International Association of Free Thought) WENDET SICH GEGEN DIE BESCHNEIDUNG OHNE EINWILLIGUNG UND OHNE MEDIZINISCHE INDIKATION

Als Reaktion auf das Kölner Gerichtsurteil gegen die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen hat die deutsche Regierung kürzlich die Verabschiedung eines Gesetzes angekündigt, das in genau gegenteiligem Sinne die rituelle Beschneidung künftig legalisieren soll. Wir stellen klar, daß hierin nach allgemeiner Rechtsauffassung ein Bruch folgender internationaler Übereinkommen liegt:

  • des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte der Kinder, das in Art. 24, Abs. 3 die Vertragsstaaten dazu verpflichtet, „alle wirksamen und geeigneten Maßnahmen“ zu treffen, „um überlieferte Bräuche, die für die Gesundheit der Kinder schädlich sind, abzuschaffen“;
  • des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte, der in Art. 7 „grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung“ verbietet, worunter unserer Auffassung nach auch die Beschneidung fällt.

Die International Association of Freethought (IAFT – Internationale Vereinigung der Freidenker) wendet sich gegen die geplante Änderung der Gesetzeslage und verurteilt jegliche Verstümmelung des menschlichen Körpers ohne Einwilligung und ohne medizinische Indikation.

Auch wenn die männliche Beschneidung als eine Form der körperlichen Verstümmelung weitaus weniger schwer wiegt als die an Mädchen und jungen Frauen verübte (Klitoridektomie), ist sie gleichwohl nicht hinzunehmen, wenn sie ohne Zustimmung des Betroffenen und ohne in der Sache zutreffende medizinische Indikation erfolgt, denn sie stellt eine Verletzung der körperlichen Unversehrtheit des Individuums dar. Wird überdies eine Beschneidung an kleinen Jungen aus religiösen Gründen vorgenommen, bewirkt sie eine unauslöschliche Kennzeichnung der religiösen Zugehörigkeit ohne die Zustimmung des auf diese Weise gebrandmarkten Individuums, die damit eine Verletzung der Religions- und Gewissenfreiheit bildet. Die Tatsache, dass dieser Eingriff eine uralte Tradition in verschiedenen Religionsgemeinschaften ist, kann sie keiner Weise rechtfertigen.

In diesem Zusammenhang halten wir es ebenfalls für wichtig, sich nicht durch falsche Beschuldigungen des Antisemitismus beirren zu lassen.Wenn die deutsche Regierung von der geplanten Gesetzesänderung Abstand nimmt, kann sie damit einen entscheidenden Schritt gegen ein nicht zu rechtfertigendes Privileg der Religionen unternehmen, das durch alle Nationen unterbunden werden sollte.

  • Christian Eyschen (Frankreich)
  • David Rand (Kanada)
  • Albert Riba (Spanien)
  • David Silverman (USA)
  • Antonio Vergara (Chile)
  • Keith Porteous Wood (Grossbritannien)

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